Mental Obsessions sind Dirk Rockendorf und Diemo Schwarz , beide sind 25 Jahre alt und studieren. Sie machen schon seit vielen Jahren zusammen Musik, mußten aber letztens wegen Diemos Englandaufenthaltes eine einjährige kreative Pause einlegen. Dabei kamen sie unabhängig voneinander zu der Erkenntnis, daß sich wirkliche künstlerische Freiheit nur durch Loslösen vom Ton erreichen läßt. Um diese Erkenntnis umzusetzen gründeten sie Ende 1994 das Projekt Mental Obsessions.
Die Verwendung nicht-tonaler Schallereignisse - Lärm oder Geräusch also - eröffnet ein unendlich weites, unentdecktes Gebiet. Nur dort ist wirkliche Innovation erreichbar, nur dort ist es möglich, noch nie betretene Pfade zu finden.
Mental Obsessions lassen sich nicht auf einen Stil festlegen, sondern erforschen alle Arten des Ausdrucks. Deswegen kann kein einzelnes Lied repräsentativ für die gesamte Musik stehen. Man kann nur versuchen zu beschreiben, wie sie aufgebaut ist:
Mental Obsessions bewahren also bewußt einige Merkmale herkömmlicher Musik bei, um durch die Gegenüberstellung von Gewohntem und nie zuvor Gehörtem ihre eigentümliche Spannung zu erzeugen.
Die Verwendung von Lärm ermöglicht auch eine völlig neue Art von interaktivem Hören: Nicht-tonale Schallereignisse haben keine definierte Tonhöhe, sondern enthalten viele Frequenzen mehr oder weniger gleich stark. Dadurch bieten sich dem Hörer verschiedene und immer neue Möglichkeiten, das Stück zu hören, indem er je nach Stimmung bestimmte Frequenzen als dominant empfindet und so seine eigene Melodie im Lärm erkennt.
Für Mental Obsessions sind die Texte nicht notwendiges Beiwerk, sondern wichtiges Element ihrer Musik. Zum einen sollen sie die Wirkung der Musik unterstützen, indem sie die Atmosphäre eines Liedes interpretieren und dadurch verdichten. Natürlich sind die Texte nur eine mögliche Interpretation der Musik. Der Hörer kann und soll sich von der Musik zu eigenen Assoziationen inspirieren lassen, so wie er es auch bei einem abstrakten Gemälde tun würde.
Die Idealform des aktiven Hörens wird erreicht, wenn man zunächst die Musik wahrnimmt, ohne auf den Text zu achten (was durch die Verfremdung der Stimme erleichtert wird), und anschließend seine Assoziationen mit dem abgedruckten Text vergleicht.
Zum anderen wollen Mental Obsessions mit ihren Texten einen Kontrapunkt zu dem in Medien, Gesellschaft und weiten Teilen der Musikindustrie vorherrschenden Ideal einer "`schönen-heilen-Welt"' setzen. Dies tun sie, indem sie sich in ihren Texten mit Leuten befassen, die in irgendeiner Form besessen oder geistig abnormal sind - daher auch der Name des Projektes. Oft wird dabei die Form des Ich-Erzählers verwendet, da so der Hörer am direktesten mit der Abnormalität der Gedanken des handelnden Charakters konfrontiert wird. Die Texte sind aber nicht als Aufruf gegen das Schöne und Normale zu sehen, sondern als ein Plädoyer für das Verständnis des Abnormalen, das oft nur Opfer der scheinbaren Normalität ist.